I Seoul you

So, liebe Leute. Hier nun mein erster Blogeintrag (ich bin schon ganz aufgeregt!!). Ich bin jetzt seit sechs Wochen in Asien, besser gesagt in Hongkong. Das nächste Mal will ich euch von meinen Erlebnissen in Hongkong berichten, doch dieses Mal erzähle ich euch etwas über meinen Trip nach Seoul. Besser gesagt, werde ich euch Erstaunliches über Pärchen in Seoul berichten, da sie 1. nicht zu übersehen sind und mich deshalb 2. auf eine penetrante, aber auch witzige Art das ganze Wochenende begleitet haben. Beginnen wir also mit dem Samstag:

Am Samstag wollten wir zum Seoul Tower hoch, da wir die Aussicht auf die Stadt genießen wollten. Unsere Füße waren allerdings von dem ungelogen stundenlangen Fußmarsch durch die Stadt platt gelaufen, weshalb sich meine schlicht weigerten, auch noch den Berg, auf dem der Tower sich befindet, hinaufzulaufen. Darum haben wir uns entschlossen eine Seilbahn zu nehmen.

Am Ende der Seilbahn war es nur noch ein kurzes Stück bis zum Tower. Doch schon auf dem Weg überkam mich das komische Gefühl, von Pärchen umringt worden zu sein. Und als wir auf dem Weg die vielen tausend und tausend Herzschlösser an den Geländern der Aussichtsplattformen sahen, wurde meine Vermutung zur Gewissheit: Offenbar nutzen gefühlt alle jungen Pärchen in Seoul diesen wunderbaren sonnigen Tag, um einen Ausflug zum Tower zu machen. Auch im Tower, als wir darauf warteten, den Fahrstuhl nach oben zu nehmen, liefen auf dem Weg dahin überall Filme mit Herzchen und romantischer Musik im Hintergrund.

– Einschub Anfang: Herzschloss mal anders in Seoul

Die Schlösser waren teilweise aus stabilen Plastikherzchen. Aber ein anderes Beispiel erschien mir sehr pragmatisch. Eine Person (oder vielleicht auch ein Pärchen) hatte einfach eine alte Handyschutzhülle beschriftet und am Gelände befestigt. Ich habe mir die Geschichte dazu wie folgt vorgestellt:

Schatz 1: Guck mal, Schatz. Hier haben alle ihre Liebe mit einem Herzschloss verewigt. Nur wir nicht!

Schatz 2: Nicht traurig sein, Schatz. Weißt du, was wir machen? Wir nehmen einfach meine Handyschutzhülle und schreiben unsere Namen drauf. Zufällig habe ich auch einen Edding und etwas zum Befestigen dabei.

Schatz 1: Was für eine tolle Idee! Du bist so schlau, Schatz.

Scahtz 2: Ich weiß, Schatz.

Jaja, so sieht Liebe in Seoul aus! 😀

Einschub Ende –

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Und anders als ich in „Benimmregeln Korea“ gelesen habe, in dem gepredigt wird, wie zurückhaltend doch die Koraner*innen sind und maximal Händchen gehalten wird, ist es unübersehbar, wenn es sich um ein Pärchen handelt. Damit meine ich nicht, dass die beiden hemmungslos vor aller Augen Flüssigkeiten aller Art austauschen. Nein, auf irgendeine Art ist es sogar schlimmer. Bei heftigem Rumgeknutsche hätte ich wenigstens offiziell eine Ausrede, genervt zu sein. Diese Pärchen, die überall herumliefen, waren nicht voneinander zu trennen. Immer musste der Junge oder das Mädchen irgendwas vom Anderen berühren, sie haben dabei gekichert oder irgendwas Peinliches gemacht, dass nur frisch verliebte und eben peinliche Pärchen machen (Ich will mich dabei selber nicht ausnehmen. Ich möchte nicht wissen, wie ich und mein ehemaliger Freund auf Fremde in der Öffentlichkeit gewirkt haben. Aber da ich jetzt nun mal auf der anderen Seite stehe kann ich einfach so tun, als ob ich sowas Pärchenhaftes NIEMALS getan hätte oder tun würde!). Dabei war es oft so, dass der Junge das Mädchen beim Gehen im Arm hielt. Wie das romantisch sein kann ist mir ein Rätsel, wenn ich beim Gehen als Junge ein kleineres sich bewegendes Mädchen umarmen will. Oder wenn ich als Mädchen dauernd einen Arm um mich habe. Ich vermute eher, es ist praktischer Natur. Etliche Male konnte ich Zeugin werden, wie der Junge seine Richtung änderte und dann prompt das Mädchen einfach mitdrehte. Es gab auch Pärchen, bei denen der Junge das Mädchen am Nacken gefasst hatte. Das erinnerte mich immer daran, wie ich mal ein Katzenbaby am Nacken gepackt hatte, um es hoch zunehmen und zu streicheln. Es waren also überall ineinander verknäuelte Pärchen, die sich nur für Foto trennten, wenn einer von ihnen ein eigenes Foto vor den Herzschlösschen wollte.

Interessant waren in Seoul auch die Frisuren der Männer. Fast alle jungen Männer hatten einen Pilzkopfhaarschnitt, wie ich ihn von kleinen 7- bis 10-jährigen Jungen aus Deutschland kenne. Der lag dann aber nicht wie bei kleinen Jungen einfach flach auf dem Kopf, sondern wurde entweder mit feschen gefärbten braunen oder güldenen Haaren verziert, mit Gel ausgebessert oder mit Locken gekrönt. Gegen Halsende endeten die langen Haare abrupt und kurz rasierten.

Doch zurück zu den Pärchen: Was wohl auch noch üblich in Südkorea scheint, sind, und das ist jetzt hart zu sagen: Pärchen-Outfits!

Nachdem wir genug den Ausblick auf Seoul gefrönt hatten und auf dem Weg wieder zur Seilbahn waren, sah ich auf einmal ein Pärchen mit genau den gleichen Klamotten: beide weiße Schuhe, eine Grau-weiß-schwarz karierte lange Hose mit einem schwarzen T-Shirt. Ich glaube, im ersten Moment habe ich die beiden einfach unhöflich angestarrt. Zum Glück waren beide so mit einander beschäftigt, dass sie es nicht bemerkten. Das Mädchen wollte in dem Moment huckepack genommen werden. Also nahm er sie lachend auf seinen Rücken und beide galoppierten in den Sonnenuntergang hinein. War das nur ein verwirrtes einsames Pärchen gewesen, dass frisch verliebt war? Da kann der eine oder andere ja schon mal seltsame Sachen machen.

Aber nein, als ich und meine Freundin am Sonntag erst den Yeoeuido Park besichtigten und uns am Ende an den Fluss setzten, waren sie wieder überall: Pärchen mit dem gleichen Pullover auf einem Tandem. Pärchen mit den gleichen Hemd (und in der gleichen Größe). Anscheinend ist es in Seoul üblich, durch alle erdenklichen offensichtlichen und nicht offensichtlichen Dinge auszudrücken, dass du in einer Beziehung bist. Viele Pärchen trugen nämlich zudem noch den gleichen Ring.

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(siehe Bilder: Ein schönes Beispiel von Pärchen-Outfit. Und bitte die Frisur des Mannes im linken Bild beachten.)

Aber eine gute Sache haben die Pärchen: Im Vergleich zu den vielen Pärchen aus Hongkong kommunizieren sie in Seoul wenigstens mit einander. Hongkonger Pärchen (verzeiht die Verallgemeinerung) stehen nebeneinander in der U-Bahn, beide starren auf ihr Handy. Manchmal umarmen sie sich dabei, manchmal stehen sie nur nebeneinander. Dann beugt sich einer der beiden zum anderen hin und zeigt ihm was auf seinem/ihrem Handy und sie unterhalten sich über das Da-stehende. Wenn ich dann beide Formen von Pärchen vergleiche, stelle ich fest, dass ich dann doch hin und wieder die Seoul-Pärchen vermisse.

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