Einmal über die Alpen – Vorbereitung

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Was tut man (oder Frau), wenn man plötzlich vor der Entscheidung steht nicht ins Auslandssemester zu gehen? Richtig, man wandert über die Alpen und zwar zu Fuß. Meine Eltern hatten dieses Abenteuer für sich schon einige Zeit geplant und nun war ich plötzlich nicht wie geplant in Südafrika. Also kam ich schnell zu der Entscheidung: einmal zu Fuß über die Alpen, das lasse ich mir nicht entgehen.

Der E5 ist der vermutlich bekannteste Wanderweg über die Alpen. Er führt von Konstanz nach Venedig. Wir haben uns entschieden, in sechs Tagen von Oberstdorf nach Moos zu gehen. Eine Luftlinie von 140km, mit der Überschreitung eines fast 3000er. Praktischerweise hatte ich mir zu meinem Geburtstag knapp eine Woche zuvor einen 30Liter Rucksack gewünscht (zum Herumreisen in Südafrika), also stand unsere Alpenüberquerung nichts mehr im Wege.

Das Packen

Idealerweise sollte der Rucksack 10% des eigenen Körpergewichts betragen, aber nicht mehr als 8 – 10kg bei Frauen wiegen. Der nette Tipp des Reiseführers lautete wie folgt: Legen sie alle Dinge, die sie mitnehmen wollen vor sich und sortieren sie das meiste wieder aus. Leichter gesagt als getan, denn plötzlich erscheint jedes Teil als lebenswichtig. Was ist, wenn es schneit, brauche ich da nicht noch mehr Unterhemden? Was ist, wenn es heiß ist, reichen die T-Shirts, die ich eingepackt habe? So wird jedes Teil genausten unter die Lupe genommen und nach seiner Nützlichkeit bewertet. Ein unnützes Ding, das ich über sechs Tage mit mir rumgetragen habe: meine Cap. Ich habe sie kein einziges Mal getragen, aber beim Packen schien sie essentiell zum Schutz vor der Sonne. Wegen meinen kurzen Haaren, hatte ich mir jedoch ein Multifunktionstuch gekauft, dass man als Schal/ Kopftuch/ Mütze benutzen konnte und so brauchte ich meine Cap keinen einzigen Tag, also habe ich sie auf meinem Rücken über die Alpen getragen.

Lebensretter:

Wanderstöcke: Wie habe ich sie verpönt auf unseren Wandertouren. Omastöcke, ihren Sinn habe ich nie verstanden, bis ich auf 2599 Meter stand und über die Seescharte, den Bergrücken eines Berges, klettern musste. Wanderstöcke sind toll. Sie geben einem Gleichgewicht und Halt und ich würde keinem empfehlen, den E5 ohne sie zu gehen.

Blasenpflaster, Hirschtalg und Tape: In einer idea20160731_064430len Welt würden wir keine Blasen bekommen. In einer idealen Welt würde ich aber auch nicht über die Berge wandern, sondern in Pretoria studieren. Also gilt es bei beiden, Augen zu und durch. Am Ende der sechs Tage konnte ich mit sieben Blasen an beiden Füßen aufwarten. Das klingt jetzt schmerzhafter als es war. Um genau zu sein, waren mir die Blasen eigentlich ziemlich egal, aber nur Dank der oben genannten Dingen. Die Blasenpflaster von Compeed sind eine wunderbare Erfindung, doch wenn man sechseinhalb Stunden in dem gleichen Schuh wandert und schwitzt, haben sie die blöde Eigenschaft, sich mit den Socken zu fusionieren. Das heißt am Ende des Tages muss man, um seine Socken auszuziehen, auch die Blasenpflaster von der Haut reissen (das tut dann Weh) und die Klebereste aus der Socke puhlen. Und hier kommt das Tape ins Spiel. Um diesen Phänomen zu entgehen, verwenden erfahrene Berggeher Tape, das sie über die Blasenpflaster kleben. Das Endresultat: man kann seine Socke ausziehen, ohne Klebstoffreste und ohne das Blasenpflaster mit abzuziehen. Der Hirschtalg beschleunigt die Wundheilung. Gleichzeitig kann man ihn vor einer Wanderung benutzen. Wenn man die Füße am Morgen damit einschmiert und die Socke über den Fuß zieht, wird eine weitere Blasenbildung vermieden (Ich habe Hirschtalg erst ab Tag Drei verwendet, deswegen die sieben Blasen) und man steht und geht viel besser in seinen Schuhen.

Multifunktionsschal/ Kopftuch/ Mütze und Teva Sandalen: Ich habe kurze und dicke Haare. Das heißt, sie fliegen mir beim Sport immer in die Augen und widersetzten sich jedem Versuch, sie aus meinem Gesicht zu bekommen. Daher habe ich, egal bei welchem Wetter Multifunktionsschal/ Kopftuch/ Mütze aufgesetzt. Die Haare waren aus meinem Gesicht, der Kopf bedeckt, sollte die Sonne scheinen oder ein Wind gehen – perfekt. Die Sandalen waren eine spontane Investition und fallen unter die Kategorie: genau die Sandalen, die mein Vater mir aussuchen würde. Sie sind einfach nicht hübsch, aber praktisch. Sobald man an der Hütte ankommt, muss man seine dreckigen und stinkenden Schuhe ausziehen, da dieser Bereich oft auch nass ist, ist es weniger gut nur mit Strümpfen unterwegs zu sein. Hier kommen meine Sandalen ins Spiel, die ich passend zu meiner Rucksackfarbe gekauft habe. Wenn ich mir schon solche Sandalen kaufe, will ich wenigstens, dass sie zu etwas in meiner Garderobe passen. Man kann sie nach dem Wandern mit stinkenden Socken zum beziehen der Zimmer anziehen, da sie aus Gummi sind, barfuß zum waschen und danach mit frischen dicken Wollsocken für den restlichen Abend. Gleichzeitig sind sie leicht und flexibel und passen hervorragend in meinen Rucksack. Ich habe viele Wanderer gesehen, die Badelatschen dabei hatten und diese meistens außen an ihrem Rucksack angebracht haben. Badelatschen sind aber sehr schwere und sperrige Schuhe und auf dem Alpencross zählt nun mal jeder Gramm.

Franz Branntwein: Er stinkt nach Latschenkiefern, kühlt und ist eine Wohltat für die Muskulatur. Ich glaube es bedarf keiner weiteren Erklärung, außer er hilft wirklich gegen Muskelkater.

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