Einfach „Indian Style!“

ONLINE.

Was für ein schönes einsames Wort.

Es ist wohl das einzige Wort in Neu Delhi, das tatsächlich erfährt, was es bedeutet, absolut niemanden in seiner Umgebung zu haben und ganz für sich zu sein. Teilweise mag es wohl daran liegen, dass es die JNU als führende Universität eines Landes, das wiederum führend in der IT-Branche ist, bis heute nicht geschafft hat, dem Wahnsinn Einhalt zu gebieten, den sie mir hier so harmlos als „registration process“ verkauft haben. One process maybe… aber so viele Kopien, Unterschriften, Stempel, Offices, Chairpersons, Deans, mehr Kopien, Formulare, Certificates, Passbilder, immer noch mehr Kopien, Gesundheitszeugnisse, Applications… Irgendwann habe ich verstanden, dass es an diesem Prozess nichts zu verstehen gibt. Leider auch, dass man mit rationalen Argumenten an den entsprechenden Stellen nicht weiter kommt.

Ich kann der Dame in der Bibliothek, bei der ich meinen Ausweis beantragen wollte, dreimal erklären, dass sie ja meinen Studenten Ausweis sehen will. Und dass ich, um diesen bekommen – wie sie sicher auch weiß – bereits eine Kopie meines Passes, meines Visums, meines Letters of Admission, meiner Registrierung in der School abgeben musste. Dass ich dies alles also besitze, ich rechtmäßig vor ihr stehe und deswegen jetzt einfach gern dieses schnöde gelbe Stück Papier ausgehändigt bekommen hätte. Es hilft nichts. Auch sie möchte ihre eigene Kopie. Von allem.

An dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle beiden meiner deutschen Universitäten, die so ein wundervoll einfaches Bewerbungs- und Registrierungs-System haben! Nämlich online!

An dieser Stelle aber auch ein riesiges Dankeschön, an die wundervollen Leute, die ganz plötzlich, aus dem Nichts vor mir aufgetaucht sind und mir immer wieder weitergeholfen haben! Ich bin unheimlich froh darüber, wie hilfsbereit die indischen Studenten sind. Man braucht meistens tatsächlich nur zu fragen und schon wird man praktisch an die Hand genommen und zur nächsten Stelle gebracht. Gut, es ist nicht immer die richtige Stelle, aber dann wird gemeinsam weiter gesucht, bis man zumindest diese Hürde geschafft hat. Tatsächlich ist es mir dadurch gelungen, den ganzen Prozess in „nur“ vier Tagen abzuhaken und dabei nur zwei – in meinen Augen sehr berechtigte – Wutanfälle zu bekommen.

Ich würde an dieser Stelle gerne ein paar nützliche Hinweise an zukünftige Studenten hinterlassen. Jetzt ist es aber so, dass ich leider zum Prozess selber absolut überhaupt nichts Nützliches beisteuern kann. Was man an welcher Stelle braucht, das hängt meiner Meinung nach ganz davon ab, wer auf der anderen Seite des Tisches sitzt, wie hoch dessen Blutzuckerspiegel ist und wie lange die Schlange ist, die hinter dir wartet.

Ich rate deshalb dazu: Macht in Deutschland so viele Kopien wie ihr nur könnt, von allem, was in irgendeiner Weise relevant erscheinen könnte. Seid narzisstisch und macht ganz viele Passbilder (für die offiziellen Sachen wie Visa im indischen Format! Für die Registrierungen an der Uni im ganz normalen Passbild-Format)! Und vor allem habt auf dem Campus den Mut, die Leute anzusprechen und zu fragen – ich habe so oft ganz unverhofft Hilfe und Unterstützung erfahren – und versucht, euch auf den „Indian Style“ einzulassen. Manchmal sind die Dinge einfach wirklich „no problem, madam, no problem at all!“

Und das Gefühl, nachdem man alles geschafft hat, ist einfach nur herrlich! Ich war noch nie so stolz darauf, es geschafft zu haben, mich an einer Uni einzuschreiben.

Seitdem bin ich 1,80, sehe aus wie Ashwarya Raj und kann Pferde heben wie Pippi Langstrumpf!

3 thoughts on “Einfach „Indian Style!“

  1. Das klingt ja richtig anstrengend…Ich freue mich aber dass du alles geschafft hast und es dir gut geht! Ich bin mir sicher, dass es noch ein bisschen Zeit braucht bis du dich an die “anderen” Zustände gewöhnt hast aber ich bin mir ganz sicher, dass du das schaffst und ich freue mich schon mehr von dir zu lesen.

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