Neben dem Erkunden von Shanghai und dem Reisen habe ich hier natürlich auch ab und zu mal studiert. Einen Eintrag über mein Uni-Leben in Shanghai mag ich euch natürlich auf keinen Fall vorenthalten. Ich wollte nur anfangs erst mal über meine allgemeinen Eindrücke und Ausflüge schreiben. Als es dann an der Zeit war von der Uni zu berichten, hatte ich aufgrund von den ganzen Deadlines in der Uni ironischerweise keine Zeit mehr über die Uni zu berichten. Mittlerweile habe ich aber das Semester hinter mich gebracht und Zeit noch etwas über meine Zeit in der Fudan Universität zu berichten.
Der Campus
Bereits in Deutschland, als ich mir die Fudan Universität bei Google Maps angeschaut habe, nahm ich die enorme Größe dieser Uni wahr. Es kam mir eher vor wie eine kleine Stadt als eine Uni. An meinem ersten Tag an der Fudan Universität wurde mir das wirkliche Ausmaß der Uni dann vor Augen geführt. Nach der Begrüßungsveranstaltung ging es dann an das Stundenplan erstellen. So viele Abkürzungen für Campi, Gebäude, Stockwerke und Räume, dass ich Anfangs dachte, wie soll ich mich an dieser Uni jemals zurecht finden ? Die Uni hat nicht nur einen Campus sondern vier, verteilt in der Stadt. Manche kann man nur mit Bussen erreichen. Zum Glück fanden die Kurse meines Departments nicht auf den weiter entfernten Campussen statt. Aber auch so hatte ich hier keinen kurzen Weg zur Uni. Zu dem einen Gebäude waren es ca. 20 Minuten zu Fuß vom Studentenwohnheim aus und zu dem Anderen 25 Minuten. Ich hatte also Kurse auf zwei verschiedenen Campussen.
Allein der Campus auf welchem sich das Wohnheim befindet erstreckt sich über eine riesige Fläche und beinhaltet unzählige Gebäude und mehrere Mensen. Mehrere von Alleen umsäumte Straßen verlaufen über den Campus. Teilweise fühlt man sich durch die ganze Begrünung und die Palmen wie in einem Dschungel. Generell muss man auf dem Weg zur Uni sehr wachsam sein, um nicht von Fahrrädern, Mopeds oder Autos in rasendem Tempo umgefahren zu werden – ein reinstes Gewusel. Die ersten Monate führte der morgendliche Weg zur Uni immer an einer Reihe unterschiedlichster kleiner Shops vorbei (Obstläden, Buchläden, Wäscherei, Copyshops, Fahrradladen). Dort habe ich mir häufiger ein chinesisches Baozi (Art Hefekloß mit salzigen sowie süßen Füllungen) zum Frühstück besorgt. Etwa Mitte des Semesters wurden die ganzen Shops auf dem Campus dann leider aufgrund von nicht ausreichendem Brandschutz über Nacht abgerissen.
In diesen Gebäuden hatte ich Kurse:
Teaching Building 6
Teaching Building 4
Ein Mini-Markt im Unigebäude
Einer der Räume, in denen ich einen Kurs hatte
In den Towern hatte ich leider keinen Kurs. Aber sie sind Erkennungsmerkmal der Fudan Universität
Gestaltung des Campus
Kurse
An der Fudan Universität wurde ich dem Masterprogramm „Chinese Society‟ zugeordnet. Mit meiner Kursauswahl war ich insgesamt sehr zufrieden. Ich habe hier drei sehr interessante Kurse belegt: „Shanghai Studies‟, „Chinese Demography and Social Policy‟ und „Doing Fieldwork in China‟. Somit hatte ich an zwei Tagen in der Woche Uni. Man muss aber dazu sagen, dass ein Kurs hier über zweieinhalb Stunden geht (meist ohne Pause und wenn es Pausen gab nur 10 min.) Mir persönlich hat die Kurslänge hier echt etwas zu schaffen gemacht. Ich fand es anfangs sehr ungewohnt und mir fiel es nicht besonders leicht mich über so lange Zeit ohne Pause zu konzentrieren. Besonders hart war es, wenn man bis 21Uhr einen Kurs hatte. Allein schon, weil ich es von zu Hause anders gewohnt bin.
„Shanghai Studies‟ beinhaltete verschiedenste Shanghai Diskurse aus den Themengebieten Geschichte, Politik, Kultur, Bildung, Medizin und Wirtschaft. Dafür wurde jede Stunde ein Experte eingeladen und hin und wieder haben wir auch Fieldtrips innerhalb von Shanghai(Tempel, Highschool, Künstlerviertel) unternommen, die uns ermöglichten eigene Beobachtungen zu machen und diese zu reflektieren. Somit konnten wir Theorie und Praxis vereinen.
In dem Demographiekurs ging es zunächst darum die theoretischen Grundlagen der Demografie und des demografischen Wandels mit Prozessen und Formeln zu verstehen. Somit war der Kurs relativ Statistik lastig, aber immer noch sehr alltagsnah. Im Anschluss daran wurden verschiedenste demografische sowie sozialpolitische Themen Chinas behandelt wobei immer wieder internationale Vergleiche herangezogen worden sind. Die letzten drei Wochen waren die Themen dann kulturübergreifend. Alle Teilnehmer durften ein demografisches Thema ihres Heimatlandes vorstellen. Diesen Teil fand ich super interessant, weil man so viel aus den Präsentationen der anderen mitnehmen konnte und die Themen so vielfältig waren. Es hat sich kein Thema überschnitten, auch wenn teils mehrere aus demselben Land kamen.
Der Fieldworkkurs hat darauf abgezielt uns auf anschauliche Weise, meist anhand konkreter Beispiele aus der Feldforschung in China, anthropologische Konzepte näher zu bringen und unsere Wahrnehmung im Alltag zu schärfen. Am Ende haben wir in Gruppen selber eine kleine Feldforschung betrieben.
Insgesamt kam mir die Uni hier relativ verschult vor (aber noch etwas freier als ich gedacht hatte). Frontalunterricht dominierte und es gab häufig Anwesenheitslisten. Die Anwesenheit zählt sogar in jedem Kurs mit in die Endnote rein. Während des Semesters gab es dann noch mehrere so genannte Quiz, in denen bereits gelerntes Wissen abgefragt wurde (teilweise erfolgten diese sogar unangekündigt). Trotzdem gab es in meinen Kursen auch hin und wieder Platz für Diskussionen Redebeiträge der Studenten (aber immer nur bis zu einem bestimmten Punkt). Ich konnte hier an der Uni interessante Dinge über China lernen und auch der interkulturelle Vergleich kam nicht zu kurz. Es war interessant eine etwas andere Art der Lehre kennen lernen zu dürfen.
Liebe Luise,
Das klingt ja auch sehr interessant! Ich bin auf deinen live Bericht sehr gespannt, wenn wir uns sehen.
Liebe Grüße Annette