Treaty Recognition Week

Acknowledgment

“We [I] will begin this event (Name the Event) by acknowledging that we are meeting on aboriginal land that has been inhabited by Indigenous peoples from the beginning.

As settlers, we’re grateful for the opportunity to meet here and we thank all the generations of people who have taken care of this land – for thousands of years. Long before today, as we gather here, there have been aboriginal peoples who have been the stewards of this place

In particular, we acknowledge (identify the appropriate territory). We recognize and deeply appreciate their historic connection to this place. We also recognize the contributions of Métis, Inuit, and other Indigenous peoples have made, both in shaping and strengthening this community in particular, and our province and country as a whole. As settlers, this recognition of the contributions and historic importance of Indigenous peoples must also be clearly and overtly connected to our collective commitment to make the promise and the challenge of Truth and Reconciliation real in our communities, and in particular to bring justice for murdered and missing indigenous women and girls across our country.”

Quelle: Traditional Territory Acknowledgements in Ontario (2017), Ontario federation of Labour, https://ofl.ca/wp-content/uploads/2017.05.31-Traditional-Territory-Acknowledgement-in-Ont.pdf (Zugriffsdatum: 05.11.18).

 

Diese Anerkennung des Landes der Angehörigen der “First Nations“ ist eine Phrase, die wir zu Beginn der Begrüßungsrede an der Universität Guelph gehört haben. Nach und nach bin ich auf weitere Spuren der First Nations gestoßen. Die Universität ist einer der Orte in Kanada, an denen die Beziehung zwischen „Settlern“ und „First Nations“ aufgebaut und Wissen weitergegeben werden soll.

Es gibt ein sogenanntes „Aboriginal center“, in dem jeden Mittwoch gekocht und gemeinsam gegessen wird – jeder ist willkommen. Heute bin ich wieder dorthin gegangen, habe mir die Schuhe vor der Tür ausgezogen, bin in den mit Teppichen ausgelegten Raum hinein gegangen und habe mich auf eine der Couches gesetzt, die in dem kleinen Zentrum für eine gemütlich und freundliche Atmosphäre sorgen. Es geht immer darum, Beziehungen einzugehen mit den Menschen, mit denen man einen Raum teilt, aber auch mit dem Ort selbst, sagt und die Sprecherin des „treaty recognition“ Gesprächs. Sie hält dabei eine Feder in der Hand, die sie herumgibt, um einen jeden in der kleinen Runde um eine Vorstellung seiner/ihrer Person zu bitten. Vor ihr liegen Wampuns, Gürtel ihres Stammes.

Mein Interesse für dieses Thema in Kanada, das weit weniger um die Welt reist als das ruhmreiche Bild eins migrationsfreundlichen und weltoffenen Kanadas, ist gewachsen, seit ich im Seminar auf die Entschuldung des damaligen Präsidenten Harper gestoßen wurde. Stephen Harper hat sich im Jahre 2008 (!!) öffentlich für die sogenannten „residental schools“ entschuldigt, die ein grausamer Teil nicht nur Geschichte Kanadas, aber auch der Gegenwart sind. Noch immer sind die Folgen dieser Schulen, in denen die der Familien entrissenen Kinder ihrer kulturellen Erziehung entzogen und „zivilisiert“ werden sollten, zu spüren. Das Video, das ich unten verlinkt habe, spricht eine schreckliche Sprache. Die Überlebenden berichten, wie sie das ertragene Trauma an ihre Kinder und Kindes Kinder weitergeben. Die vielen Obdachlosen in den Städten sprechen für sich – viele davon überlebende der Residential schools, die seit dem „sixties scoop“ unglaubliches Unrecht an den als solches identifizierten „indigenous“ verübten.

Doch von der Entschuldigung hält unsere Sprecherin im Aboriginal research center nichts. Solange Worten keine Taten folgen, wird sie weiterhin für „ihr Volk“ sprechen und in Schulen und Universitäten für eine gerecht und gleichwertige Behandlung aller Bewohner Kanadas werben und wohl auch kämpfen.

Während dieser 1,5 Stunden schwankte ich darin, ich wie das Gehörte einordnen würde. („die Natur gab uns zwei Ohren aber nur einen Mund. Wir sollen nach außen hören und nach innen hören, bevor wir aussprechen, über was wir nachgedacht haben. Wir tragen Verantwortung für das, was wir mit unseren Worten Wirklichkeit werden lassen.“)

Zum einen gibt es in mir eine bestätigende Resonanz auf vieles, was sie sagt. Ihr Wunsch nach Konsensfindung in einer Diskussion auf Augenhöhe, um Entscheidung zu treffen, erinnert mich an Habermas‘ deliberative Demokratie. Ihr Gespräch davon, auf welchen Voraussetzung solche Landes-Abkommen geschlossen werden, erinnert mich an mein Seminar zur Solidarität. Solidarität wächst auf einem Boden des gegenseitigen Respektes, sogar der Empathie. Sie spricht auch von dem Landrecht, was ihrem Volk immer und immer wieder vorenthalten wird, aus unrechten Status Aberkennungen und anderem Unrecht. (du bist nur ein Viertel Native, du bekommst weder Land noch Schadensersatz…).  Gleichzeitig widerspricht mir der immer wiederkehrend Verweis auf „die“ Kultur der First Nations. In meinem wissenschaftlichen Interesse steht es immer, nicht von essentialistischen Kulturen auszugehen. In mein persönliches Interesse kann ich schwer ihre Zeremonien unterbringen und ihren Verweis auf das authentische Selbst, auf das wir hören sollen.

Diese kleinen Vermerke sind auch bezeichnet für das Politische Bild in Kanada. Wahrscheinlich ist die noch immerwährende Unterdrückung ein Grund für diese in sich geschlossene First Nations – Solidarität. Und dann ist mir noch dieser Zeitungsbericht in die Hände gefallen, der einen Streit zwischen zwei Stämmen nachzeichnete, wem denn nun das Land ursprünglich gehört. Allerdings Verwiese auch unsere Sprecherin heute darauf, dass dieser Besitzanspruch auf Land eine Sprache der Settler ist, die sich die First Natrons zu eigen machen müssen, um in der gegenwärtigen Situation zurecht zu kommen.

Das Thema jedenfalls wird mich die kommenden Wochen weiterhin beschäftigen. Was mir auf jeden Fall in Erinnerung bleiben wird, ist ihr Verweis auf die Verantwortung eines jeden Einzelnen für das, was er in einer Gemeinschaft und in Beziehung zu einem Ort sagt, tut und körpersprachlich kommuniziert. „We are responsible – for us, our community, our surrounding and the 7 generations after us.”

Es tut mir leid, dass mir der Name der Sprecherin nicht im Ohr geblieben ist – ich muss mich wohl noch darin übern, mehr auf das Hören zu achten, wie sie sagte. Sie dankte denen, von denen sie ihr Wissen hat. Ich danke ihr und den anderen Quellen, von denen ich mein Wissen habe.

 

Weiterer Link: Residential Survivors speak out: https://www.youtube.com/watch?v=vdR9HcmiXLA.

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