Einige Gedanken zu interdisziplinärem Studieren

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(Aussicht aus der Bib der Uni Konstanz am Pfingsten 2017)

Heute geht es bei Europaparlament, einem gemeinsamen Lehr- und Infoveranstaltung mit Bezug auf aktuelle Themen oder Werdegang von Europa, um Theaterstücke über den Ersten Weltkrieg. Ob ich früher das gewusst hätte oder erst vor der Stunde, ist meine Entscheidung gleich geblieben, nicht zu der Sitzung zu gehen.

Eigentlich bin ich an verschiedenen Sachen interessiert. Sogar lässt sich sagen, dass meine Wissens- oder Denkform interdisziplinär ist, einschließlich der theoretischen Ebene und der praktischen.

Aber jetzt muss ich sich mehr auf etwas konzentrieren, weil es besser wäre, weniger aber richtig zu machen, als mehr aber nur (weniger als) halbwegs. Für eine Vorlesung sollte ich mich vorher vorbereiten und wiederholen. Die Lektüre zu einem Seminar oder Tutorium benötigt großen Aufwand, dass ich vorher einschlägige Materiellen sammeln und mit denen arbeiten müssen, die neben vom Kurs bestimmte Referenzen noch chinesische Übersetzungen, sekundäre Literatur oder Online-Lernmateriellen sein könnten. Nach solchem komplizierten Arbeitsvorgang, einschließlich des Nachschlags von Fremdwörtern und des Vergleichs zwischen Quellen auf verschiedenen Sprachen, bleibt die Zeit zur Verfügung bis zur Veranstaltung immer wenig übrig.

Die Sprache ist ja ein Problem. Aber wie sieht es aus, das Standard zu niedrigen, z.B. statt den Text völlig zu verstehen, schreibt man nur ein paar Stichwörter oder -sätze auf, die man auf diesem Zeitpunkt begreifen kann? Und eigentlich wäre das vllt die richtige Weise, akademische Arbeit zu erledigen, insbesondere in einem interdisziplinären Fach? Das heißt, man kann und eigentlich darf nicht in einem kulturwissenschaftlichen Seminar genauso machen, wie in einem philosophischen Seminar. Für das erste wäre eine gezielte Vorgehensweise sehr wichtig und der Mut.

Während meines akademischen Lebens wird “konzentriert” quasi immer betont. Studierende dürfen in Taiwan grundsätzlich angesichts der Anforderung von Leistung nur ein Fach studieren. In Fachbereich Jura ist die Situation noch “schlimmer”, denn man kann gegenüber dem Staatsexamen bzw. dem Druck aus der sozialen Erwartung kaum andere machen. Es ist allerdings in den vergangenen Jahren allmählich anders geworden. Die Veränderung ist mit den politischen Umständen engen verbunden. Es hat eine Kluft zwischen Eliten und Laien oder Theorie und Praxis gegeben, welches von der ehemaligen Diktaturregierung genutzt wurde. Dieses ist zu einer Richtung der akademischen Reform geworden. Zusammenarbeit unter den Namen “Eingreifen” und “überschreiten” mit lokalen Gemeinschaften ist populär geworden. Der Grund für diese Veränderung wäre nicht schwer nachzuvollziehen, denn früher war es das Paradigm, über alles andere außer Taiwan zu forschen. Ich konnte beispielsweise in der Schule alle Bahnlinien in China nennen, statt den Namen der Flüsse in meinem Landkreis zu nennen. Früher wurden alle Politiken von der Regierung mithilfe von wissenschaftlichen Eliten bestimmt, die aber nur aus der Sicht von einem Kontinent-Staaten nachdachten. Mit Betrachtung dieser Hintergründe lässt sich teilweise zu verstehen, warum die studentische Bewegung vor drei Jahren (Sonnenblumen-Bewegung) nicht mehr nur von juristischen, politischen und anderen traditionell politisch bezogenen, sondern auch von Kunststudierende initiert wurde.

Exkurs: Diese “wissenschaftliche Kolonisation” wird nicht nur durch Ideologie und Identität von Festland China geprägt, sondern auch westliches bzw. modernisiertes Wissenssystem. Nähres darf ich nicht hier erläutern. Ein vielleicht bemerkenswertes Phänomen ist, dass in Taiwan das Fach “cultural studies” einerseits inhaltlich sehr bunt ist, andererseits hat es gewissermaßen einheitlich ein auffälliges Perspektive, das insgesamt eine Bremse an fortgeschrittene Meinung der bewusst gewordenen taiwanischen Identität zeigt. Deswegen wird es auch so kritisiert, dass es nicht mit den “echten cultural studies bzw. Kulturwissenschaften” vergleichen darf. Klar, wegen der Sprache kann die “Qualität” der cultural studies in Taiwan nicht erhoben werden. Z.B. es ist mir eine sehr große Überraschung, dass man mit in Deutschland deutsche Texte oder Übersetzungen arbeiten kann, stattdessen muss man in Taiwan trotz des Masterstudiums immer nur “Textübersetzung” in einem Seminar gemacht werden.

Es geht mir nicht um die Menge von Aufwand, sondern den mentalen Zustand. Während die meisten Studierende in Deutschland den Himmel direkt schauen, sollten die in Taiwan noch in einem Labyrinth mit schwachem Licht herumtappen. Deswegen habe ich auch daran gedacht, ob es für Studierende aus Asien wie ich Sinn macht, in Europa interdisziplinär zu studieren. Denn schon für ausländische Studierende, die nicht interdisziplinär studieren, bildet sich die Aufgabe darauf, ihre Wissen total zu zerstören und dann erneuert aufzubauen.

Ach, das obige könnte nur Vorwand aus einem der Wissenschaft und der Sprache unleistungfähiger Kopf sein. Ich würde mein Narrativ hier beenden und mich für etwas produktives einsetzen. Bis zum nächsten Mal!        

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