On Campus

Unglaublich, ein Monat ist schon vorbeit, seit dem ich in Shanghai gelandet bin. Viel habe ich erlebt, an viele Sachen musste ich mich angewöhnen.  Daran, dass ich in einer dreckigen Wohnung mit Motten das ganze Semester schlafen muss, möchte ich mich nicht angewöhnen… Ja, das war ein Schock! Ich trete in das sogenannte “Wohnzimmer”rein, das eigentlich ein Flur mit dem Esstisch in der Mitte und zwei Waschbecken ist, und sehe tausende von jemandem gelassenen Sachen. Darunter Wasserkocher, Desinfektionsmittel, Dosen mit dem schon auf keinen Fall frischem Essen, Essstäbchen, Servietten, Schreibzeug, Herdplatte, Haferflocken. Hackenstifte… Mm. interessant. Überall Müll und Dreck. Nicht schön. Ich habe gehofft, dass alle diese Sachen jemandem gehören, der bald kommt. Aber die ersten drei Tage waren meine einzigen Nachbarn nur Motten.

Ich war schockiert und deprimiert, dass ich SO wohnen muss. Mich hat nur beruhigt, dass mein Freund Flo bald kommen sollte. Wir bleiben einige Zeit off Campus, und dann vergeht die Zeit sehr schnell, dachte ich. Alles wird gut.

Die Nachbarin kam nach paar Tagen, eine nette Frau mit asiatischem Äußeren. Sie war auch heu hier und hatte keine Ahnung, von wem waren alle Sachen. Sie kommt aus Deutschland, studiert in Göttingen. Unglaublich, aber erst heute, gerade jetzt habe ich erfahren, dass sie aus Konstanz kommt! In diese Ecke der Welt treffe ich eine aus Konstanz, die mit mir zusammen in einer Wg ist?! Wow! Was mich aber leider wundert und enttäuscht ist es, dass sie während diesem Monat niemals geputzt hat, ihre Haare überall auf dem Fußboden und in der Dusche stören sie einfach nicht! Ich habe an den ersten Tagen versucht, alles mehr oder weniger sauberer und schöner zu machen, sie kann aber anscheinend die Sauberkeit nicht schätzen. Ist das nicht wichtig? Ich war selber diese Wochen mit Flo und nicht da, mich hat tatsächtlich nicht gestört, was sie gemacht hat, aber jetzt schon. Vielleicht ist das keine schöne Erfahrung und keine schöne Geschichte hier zu beschreiben, aber das trifft mich so sehr, beschäftigt meine Gedanken und beunruhigt, dass ich das mit euch teilen wollte. Trotzdem hoffe ich, dass wir mit meiner einzigen Mitbewohnerin (die anderen zwei sehen wir nicht) einander verstehen werden.

Was noch mich wirklich überrascht hat, war die Bibliothek, wo ich nur einmal war. Man kommt mit dem Studentenausweis rein und sieht die Informationszeiger nur auf Chinesich. Diese Schriftzeichen erschrecken mich schon! Ich verstehe kaum etwas und kann sie mir nicht merken. Englisch wird dort auch nicht gesprochen. Mich erschreckt weiter ein Blatt Papier, das mir die Frau überreicht. Voll mit Schriftzeichen, die du sogar nicht ungefähr lesen kannst. Was soll man damit tun? Wo sind die Bücher auf English? Gott sei dank kommt ein Mädchen mir zu und hilft mir, die Frau zu verstehen. Mit diesem Papier muss ich zum Professor gehen, damit er dort schreibt, welche Bücher ich ausleihen muss. WTF?! Ernsthaft? Muss ich jedes mal um Unterschrift bitten?! Das Interessanteste ist es, dass die Professoren darüber auch nicht wissen. Also, bis heute noch kein Buch, alles liest man vom Komputer.

Ansonsten ist der Campus wie eine Stadt, hier gibt es alles, was man brauchen könnte: Läden, Obststände, Fahrradverkauf, Drucker, Mensas, Cafes. Auch eine schöne (wie man sagt) Bar in der Näher von den Dormitories… Vielleicht gehe ich mal auch dorthin, jetzt möchte ich aber spazieren))) Schicke euch viele liebe Grüße von Shanghai! Bald kommen andere, schon spannende Geschichten von mir:)

 

7 thoughts on “On Campus

  1. Spazieren gehen ist einfach immer eine gute Lösung! wollte gerade sagen “raus an die frische Luft”, aber vielleicht trifft es das bei euch nicht ganz 🙂 Ich drück dir auf jeden Fall die Daumen, dass ihr euch irgendwie zusammenrauft und du dich trotzdem wohlfühlst. Schickt mal Bilder vom Campus!

  2. Das klingt nach einem kleinen Kulturschock, Heimweh und wahrscheinlich auch “Flo-weh”, oder? Das gehört auch dazu und es ist vollkommen in Ordnung, dass du das hier raus lässt! Irgendwie muss man sich ja Luft machen (was auch wieder gut zum Spazieren passt 😉 ). Ich bin aber schon ganz gespannt, was du noch alles erlebst! Hauptsache du bleibst neugierig und positiv! ♥

    1. Ja, Josi, bestimmt habe ich Heimweh, und erstaunlicherweise noch mehr Konstanzweh und natürlich Flo-weh)))) Wir haben so eine wunderschöne Zeit zusammen erlebt, über die ich noch erzählen möchte. Ich gewöhne mich allmählich an mein Zimmer und unsere zweiß-vierer WG (Es ist immer noch unverständlich, ob wir mit Jenny zu zweit in der Wohnung bleiben oder doch nicht. Eine dritte habe ich einmal gesehen, sie hat gemeint, sie werde ab und zu kommen. Seit diesem Tag war sie niemals in unserer WG bemerkt…) Danke für deine schönen aufmunternden Worte und dass Du und andere nicht gleichgültig werden.

  3. Liebes ich musste an meine ersten Wochen in Spanien denken, als ich dein Text gelesen habe… Meine erste Mitbewohnerin war auch schon eine Weile in der alten Wohnung von uns, die eh schon bisl verschimmelt und sehr dreckig war- und sie konnte darin einfach so ohne putzen, aufräumen oder sonst was leben! Ich (Hygiene Freak) habe immer alles sauber gemacht. Irgendwann habe ich sie und dann die zweite Mitbewohnerin auch gebeten was zu machen. Und Woche für Woche wurde es bisl besser, sodass wir uns am Ende auch gut verstanden haben. Also vielleicht hilft es. Hoffnung besteht. Und ich kenne dieses Gefühl, falls es dir hilft… Bitte sie höflich drum und geh (ich schließe mich an) raus, wenn dir alles zu viel wird

    1. Oh, Esra, dann kannst du mich gut verstehen! Mal schauen, bis jetzt hat sie noch nichts richtiges gemacht, außer einmal zu putzen, wenn ich einen Besen und Putzmittel vor ihr gestellt und Druck gemacht habe))) Seit mehr als einer Woche habe ich sie nicht mehr gesehen, sie ist über die Ferien unterwegs und ist noch nicht zurückgekommen, was mich wundert, weil die Uni weiter geht.

  4. Denke immer dran, dass du in der Wohnung nicht für immer leben musst 😉 Ich drücke fest die Daumen, dass sich bald alle Hygiene- und Bibliotheksprobleme lösen werden und du dich auf die schönen Dinge konzentrieren kannst!

    1. Haha! Ich habe dann eine andere Bibliotkek gefunden, wo ich gut und ruhig mit anderen Chinesischen Studenten beim Lernen gerne Stunden verbringe. Dort starrt niemand mich an, für die Studenten der Fudan Uni sind Ausländer von keinem großeren Interesse… Nicht wie auf der Straße, vor allem in den Vorstädten Schaghais oder in anderen, entfernten Orten Chinas.

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