Mein Leben im Schrank

Kalifornien ist teuer – Berkeley ist noch teuerer. Der erste Monat in diesem wunderschönen Bundesstaat war stets begleitet von ständigen „Oh-mein-Gott-ist-das-teuer“’s. Und wie es sich für den deutschen Aldi-Einkäufer gehört, möchte man an allen Enden sparen. Mir wird zwar ständig von Zuhause aus gesagt, ich soll die Zeit genießen und alles machen, worauf ich Lust habe, schließlich kommt man nicht so häufig ans andere Ende der Welt. Da mir also nahegelegt wird, nicht am Essen und an den Reisen und Ausflügen zu sparen, spare ich nun an der Unterkunft. Vor einer Woche bin ich nämlich in einen Schrank gezogen. Es ist ein schöner Schrank und als Schrank selbst auch ziemlich groß, so groß, dass wir alle erstaunt waren, dass es so große Schränke überhaupt geben kann. Dennoch bleibt es ein Schrank und wird auch durch eine Matratze zu keinem vollwertigen Zimmer. Der Nachteil an einem Schrank ist, dass er kein Fenster hat und Teil eines Schlafzimmers ist. Ich atme also die verbrauchte Luft meiner wundervollen Mitbewohnerin ein, falls nachts denn überhaupt Sauerstoff durch die Tür gelangen sollte. Ich bin deshalb gerade am Untersuchen, ob meine ständige Müdigkeit von dem neuen Alltag und der neuen Umgebung herrührt, oder ob ich nicht an Sauerstoff-Unterversorgung leide. Das Experiment wird wohl noch 4 Monate andauern. Dank meiner neuen Unterkunft spare ich nun also Geld – und Geld sparen macht mir Spaß – und zugleich habe ich einen neuen Spitznamen bekommen: Harry. (Meine Mitbewohner haben daraufhin die Namen der Dursleys erhalten. Meine Sauerstoff-Vorkosterin wird nun liebevoll Dudley genannt.) Und da ich gerne in meinen Rollen komplett aufgehe, habe ich mir nun den passenden Sport zu meinem neuen Namen ausgesucht: Quidditch. Ich bin seit einigen Tagen ein Mitglied des UC Berkeley Quidditch Teams. Das Fliegen muss noch gelernt werden, aber die Magie ist schon zu spüren. Und so werde ich die nächsten Monate tagsüber mit einem Besen zwischen den Beinen über den Campus stolpern und abends meine Schranktür schließen und über Verbesserungen in der Sauerstoffversorgung nachdenken.

Müde und zufriedene Grüße aus den wohl günstigsten vier Wänden Berkeleys!

7 thoughts on “Mein Leben im Schrank

  1. Das ist so großartig!!! Quidditch! Wen kümmert der Schrank?! So gespannt auf Bilder und Insiderberichte 😀 wie kommts, dass du das jetzt doch machst?

  2. Harry! Wie du ja weißt, können sich aus so einem Schrank wunderbare Geschichten entwickeln. Manchmal führen Schränke auch in ganz andere Welten. Viel Spaß und Erfolg in der nächsten Zeit und ich hoffe, die Schrankmatratze ist zumindest rückenfreundlich 😉

  3. Klingt nach tollen Erlebnissen, die bevor stehen 😉 Ein Schrank ist toll. Ein Möbelstück, das schon viele mal eine zentrale Rolle in Filmen und Bücher hat liebe Ella. Also erwarten wir magievolle Geschichten von dir und wenn möglich auch ein Bild. Sparen ist toll, nur atme genug Sauerstoff ein 😉

    1. Ein Bild folgt, sobald er ein bisschen aufgepeppt ist 😉 Und in Kalifornien gibt es häufiger mal Sauerstoff-Stationen, an denen man für ein paar Dollar eine Maske aufsetzen darf, um astreinen Sauerstoff einzuatmen. Vielleicht sollte ich darein investieren. 😀 Crazyyyy!

  4. So cool, dass du doch das Quidditch machst, little Harry! Weißt du schon in welcher Position?
    Wenn dein Zimmer kein Fenster hat, gibt es wenigstens keine störenden Lichter beim Schlafen. Und zum Lernen gehst du in eure Deluxe-Lounge, oder? 🙂

    1. Ich trainiere gerade für die Beater-Position. Ich darf also die Gegner mit Bludgers abwerfen. Das ist aber leichter gesagt als getan. Und ja, das Lernen wird nun komplett in unsere fancy library verlegt. Es gibt Schlimmeres 😉

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