Vor gut drei Wochen bin ich mit meinen 12kg Sommerklamotten, einem Kissen und einer (für Kalifornien obligatorischen) Cap in Los Angeles gelandet. 2500 km später, bemühe ich mich nun, meine ersten Impressionen dieses so berühmten Fleckchens Erde zusammenzufassen.
LA – nur Europäer und Verrückte auf den Bürgersteigen
Der erste Eindruck von Kalifornien war nicht sonderlich prickelnd. LA ist dreckig, laut, unendlich groß und kein architektonisches Schmuckstück. Meine drei Freunde und ich verbachten vier Tage in dieser Stadt und wir waren froh, als wir die Reise fortsetzen konnten.
Wir wohnten in Koreatown, einem sehr jungen, belebten und kulinarischen Stadtteil und versuchten von dort aus mit
den öffentlichen Verkehrsmitteln und zu Fuß die Stadt zu erkunden. Keine gute Idee, wie wir schnell feststellen mussten. Das Metro- und Busnetz in LA ist vergleichbar mit dem Konstanzer Nahverkehr: ausbaufähig! Uns wurde schnell klar, dass in LA niemand mit den Öffentlichen fährt, geschweige denn zu Fuß geht. Eigentlich verirrten sich nur europäische Touristen auf den endlosen Bürgersteigen der Straßen dieser Stadt und so stiegen wir schnell auf dieses “Uber” um.
Anfangs noch skeptisch, dann begeistert, fuhren wir nun wie echte LA’ler im Auto durch die Stadt, was sie aber auch nicht schöner machte. Der Walk of Fame war enttäuschend. Er glich eher der Berliner Hermannstraße – und wer mag da schon auf dem Boden verewigt werden?! – als einem Denkmal für berühmte Amerikaner. Interessant war Venice Beach, ein “Vorort” voller Straßenkünstler, Sportler, Touristen, verrückter Läden und Schlangen, die sich um die Hälse kleiner Kinder schlängelten.
Das Highlight von LA ist jedoch das Getty Museum, in den Hügeln über der Stadt. Die Größe der Kunstsammlung, die Architektur und der Blick auf die endlos wirkende Stadt und den Ozean sind einzigartig. Man könnte Stunden und Tage in diesem Gebäudekomplex verbringen und immer noch staunend neue Räume und Ausblicke entdecken. Nach diesem ganzen Gestaune, ging unsere Reise aber erst richtig los – auf den endlos geraden Highways durch die Wüsten des amerikanischen Westens.
Next Stop: Grand Canyon
Man möchte meinen, dass einen dieses Naturwunder nicht mehr beeindrucken könne, da es schließlich jeder von unzähligen Bildern und Dokumentarfilmen her kennt. Doch haben wir nicht schlecht gestaunt, als wir (mit rund 100 anderen Touristen) am Rande der 450 km langen Schlucht standen. Der Nationalpark wirkte insgesamt eher wie ein Freizeitpark, aber wenn man Wanderlust mitbringt und sich vor dem staubigen Abstieg in den Canyon nicht scheut, kann man die Touristenscharen schnell hinter sich lassen.
Las Vegas – Klimaanlagen, Konsum und Armut
Nach dem Naturspektakel in Arizona, war es naheliegend, einen Abstecher nach Las Vegas zu machen. Wir waren skeptisch und sind es wohl auch im Nachhinein noch.
Die Stadt wurde in 1930er Jahren, nach dem Bau des Hoover-Staudamms, mitten in die Wüste gebaut. Heute leben dort über zwei Millionen Menschen. Wir waren vier von 40 Millionen Touristen, die jährlich in die Wüste pilgern, um dort ihr Geld zu verlieren. Auch wenn wir 80 Dollar am einarmigen Banditen und beim Roulette gewonnen haben, konnten wir keine wirkliche Begeisterung für diesen skurrilen Ort entwickeln. Vor den Casinos und Einkaufszentren saßen Obdachlose in der Sonne und wurden von den Touristenmassen überrannt, die von Klimaanlage zu Klimaanlage rannten, es waren schließlich über 40 Grad auf den Straßen. Die Stadt ist total verrückt und voller Extreme – Geschmacksache!
Yosemite – ein Ort, an dem Bären über die Straßen springen
Da wir unsere Unterkünfte immer recht kurzfristig gebucht haben, hatten wir uns meist mit abgelegenen und gruselig aussehenden Motels zufriedenzugeben – so auch im Yosemite Nationalpark. Wir schlängelten uns also jeden Tag über die Landstraßen in die Berge hinein, kamen mit flauem Magen an unseren Wander-Zielen an und beneideten die Camper am Fuße
der Berge. Dennoch waren die Wanderungen zu den Wasserfällen, Seen, zum Half und North Dome großartig! Das klare Wasser, die mächtigen Granitwände und die Mammutbäume sind so einzigartig, dass wir uns nur schweren Herzens von diesem zauberhaften Ort trennen konnten.
Highway 1 und das klimatische Tief
Leider blieb uns keine Zeit mehr für einen längeren Aufenthalt am Meer, aber wir fuhren dennoch einige Kilometer den berühmten Highway 1 hinauf, Richtung San Francisco und machten Mittagspause in Santa Cruz, dem Geburtsort des kalifornischen Wellenreitens. Voller Vorfreude stiegen wir in unseren Sommerklamotten aus dem Auto, bereit, um ins Meer zu springen… Irgendetwas stimmte aber nicht: das Wetter! Man hatte uns zwar vorgewarnt, dass die Küste oberhalb von Santa Barbara kälter und rauer sei, aber mit 18 Grad hatten wir nicht gerechnet. Leider besserten sich die Temperaturen nicht und so kamen wir bei 15 Grad abends in San Francisco an. Dieser Stadt und der ganzen Bay Area werde ich (bzw. einer unserer Berkeley-Truppe) bestimmt noch einen extra Post widmen. Es sei nur vorweggenommen: die Stadt ist awesome!
Passt auf euch/dich auf, alles gute
René
Hi Eliza,
ich finde das super was ihr alles macht. Weiter so.