Stuck in Frankfurt am Main

Von Kühen und anderen Hindernissen auf dem Weg nach Chile

Mittwochmorgen, 11. August 2016, 10:47 Uhr. Eigentlich sollte ich jetzt gerade im Flugzeug von Madrid nach Santiago sitzen. Eigentlich sollte Esra jetzt neben mir sein und noch etwas dösen, bevor wir – eigentlich – zusammen in ca. vier Stunden chilenischen Boden betreten. Ja, eigentlich sollte das alles recht unspektakulär laufen mit dieser Reise, schließlich bin ich diese Flugroute schon zwei Mal zuvor geflogen, kenne die Strecke, die Airline, die Abläufe, etc.. Tja! Dass mir ausgerechnet die im letzten Semester so ausführlich besprochene Wildnis einen Strich durch diese Rechnung machen würde, hatte ich natürlich nicht einkalkuliert….

Ich sitze nämlich stattdessen gerade in einem Hotel in irgendeinem Gewerbegebiet Frankfurts und warte auf Informationen vom Reisebüro, dass ich hoffentlich heute Abend weiterfliegen kann. Richtig, ich habe gestern meinen Flug um 19:30 Uhr verpasst. Warum? Gute Frage! Schließlich bin ich gestern um 11:40 Uhr ganz gemütlich und nichtsahnend in Konstanz in den Zug gestiegen: Regionalexpress nach Offenburg, halbe Stunde Aufenthalt mit anschließender Weiterfahrt nach Frankfurt am Main Flughafen Fernbahnhof, planmäßige Ankunft 16:06 Uhr. Keine aufregende Strecke, massig Zeit zum Einchecken und für einen Kaffee – dachte ich zumindest. Eine lebensmüde Horde entflohener Rinder aus dem Schwarzwald hatte für jenen Tag jedoch einen ganz anderen Plan: Acht Minuten vor Hornberg, zwischen Bergen, Weiden und Tunnel – also an einer extrem schlecht zugänglichen Stelle – traf mein Zug auf die frechen Ausreißer und erfasste drei von ihnen. Der Zug blieb stehen, und während die restlichen verstörten Tiere an meinem Fensterplatz vorbei liefen, freute ich mich noch naiv über das idyllische Bild von „freilaufenden Rindern im Schwarzwald“. Kurz darauf kam die Durchsage, was passiert war, und dass sich die Zugfahrt nun wohl um ein bis zwei Stunden verzögern würde. Ein bis zwei Stunden? Puh! Schlecht, aber der Flug ist noch zu schaffen… Etwa eine halbe Stunde später jedoch die nächste Durchsage: „Wir warten auf einen ‚Notfallmanager‘. Die Weiterfahrt verzögert sich auf unbestimmte Zeit“. Unbestimmte Zeit? Notfallmanager? Ok, Zeit für Panik! Aber eingesperrt in einem vollen Zug ohne wirkliches Handynetz konnte ich in den, letzten Endes, drei Stunden nichts weiter tun als zu schwitzen und zu beten, dass nun irgendein Wunder geschehe. Doch alles vergebens. Gegen 19 Uhr erreichte ich den Flughafen Frankfurt. Esra war bereits beim Boarding. Ich schaffte es nur bis zum Bahn-Serviceschalter, um mir sagen zu lassen, dass Kühe auf den Gleisen zur Kategorie „Höhere Gewalt“ gehören und ich die Kosten für mein Hotel in Frankfurt sehr wahrscheinlich selbst tragen muss. Halleluja! Das fängt ja gut an…

2 thoughts on “Stuck in Frankfurt am Main

  1. Ohje, die armen Kühe 😛 Aber ehrlich, das ist ja furchtbar! Musstets du nun Flug und Hotel selbst berappen oder konntest du etwas erreichen? Wie bist du letztlich nach Chile gekommen? Klingt nach sehr viel Stress und Aufregung! “Senk ju for drewweling”.

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